Papageien können 50 bis 60, ja manche gar über 80 Jahre alt werden. Nicht viele Halter der prächtigen Vögel sind sich dessen bei der Anschaffung bewusst. Und so lebt mancher Ara, Kakadu, Graupapagei oder Lori während mehrerer Jahrzehnte zufrieden mit seinem Besitzer - bis dieser ins Alter- oder Pflegheim umzieht oder verstirbt. Aber wohin mit einem lauten, anspruchsvollen Tier, dessen Haltung strikten Auflagen bezüglich Vergesellschaftung und Volierengrösse unterliegt? Im Papageien- und Büsihof haben 195 dieser schönen Vögel aber auch Katzen, Hunde und verschiedene andere Tiere einen Lebensplatz gefunden…
Trotz heftigem Schneefall begrüssten mich drei wunderschöne Kakadus lautstark aus der Aussenvoliere vor dem Eingangsbereich des Papageien- und Büsihof in Dicken im Neckertal, als ich diesem einen Besuch abstattete. Denn wenn den prächtigen Vögeln der Sinn nach Frischluft steht, haben sie hier jederzeit die Gelegenheit für eine Stippvisite im Freien.
Am selben Nachmittag werden neben mir auch eine Katzenstreichlerin erwartet und jemand, der eine Sachspende vorbeibring. Denn im ersten und einzigen Alters- und Pflegeheim für Papageien und Kleintiere in der Schweiz ist man für jede Unterstützung dankbar. Und so ist auch die Beschäftigung mit den Katzen in ihren verschiedenen Katzenzimmern eine wichtige Aufgabe. Denn sie hilft dabei, scheue Katzen gegenüber Menschen zutraulicher und besser vermittelbar zu machen und zutraulichen die nötige Aufmerksamkeit und Zuwendung zu geben. Denn in Heim wohnen rund 60 Samtpfoten, wobei ein grosser Teil den Freilauf draussen geniesst. Nur ausgesprochene Wohnungskatzen, neue Tiere in Quarantäne oder der Eingewöhnungsphase oder solche, die auf medizinische Unterstützung angewiesen sind, bleiben im Haus oder einem gesicherten Aussenbereich.
Die drei Katzenzimmer strahlen in warmen Farben und bieten ihren Bewohnern mit vielen Kratz-, Kletter- und Schlafgelegenheiten ausreichend Rückzugsorte und Beschäftigung. Im ersten Zimmer sitzt eine selten Korat-Katze auf einem kleinen, gut gesicherten Aquarium. Sie ist Kurzzeitpensionärin, weil ihre Partnerkatze verstorben ist und die Besitzerin sich wieder Gesellschaft für ihr eher scheues Büsi wünscht. Und so wird nun beobachtet, an welcher Tierheim-Katze das zierliche Tier sich besonders gut orientiert, um den Grundstein für ein späteres harmonisches Zusammenleben im eigenen Zuhause zu legen.
Weshalb aber wurde das Tierheim überhaupt ins Leben gerufen? Dem Gründer und Inhaber des Heims, Marcel Jung, Handwerker von Beruf, wurde bei einer Auftragsarbeit ohne grosse Sentimentalität zwei Papageien übereignet. Dabei stiess er auf ein ganz grundsätzliches Problem: wohin mit Haustieren, die nur schwer oder gar nicht vermittelbar sind? Wer will schon ein verwilderte oder besonders scheue Katze, die sich nicht streicheln lässt oder beisst? Wer einen alten Hund? Und so hat das Tierheim es sich primär zur Aufgabe gemacht, schwer oder nicht vermittelbaren Haustieren einen schönen Lebensplatz zu bieten, weshalb auf dem Papageien- und Büsihof ganz grundsätzlich gilt: Hunde, Katzen und andere Tiere werden nur dann gegen Schutzgebühr an neue Halter vermittelt, wenn eine Vermittlung sowohl für das Tier als auch den künftigen Halter sinnvoll ist.
Bestes Beispiel für einen Dauerpensionär ist die 10 jährige ungarische Strassenhündin Mary: der süsse Vierbeiner ist trotz seines freundlichen Wesens nicht vermittelbar. Denn nach vielen Jahren auf der Strasse wurde er auch nach intensivsten Bemühungen des Tierheim-Teams nicht stubenrein. Und so wurde er nach dem letzten Vermittlungsversuch unter Tränen auf den Hof zurückgebracht, weil das engagierte neunköpfige Team diesem Umstand mit der Tierheiminfrastruktur besser Rechnung tragen kann, als eine Privatperson.
Auch ihre beste Freundin, die 14jährige Tibet-Terrier-Hündin Atischa, bleibt im Heim. Sie war Teil des fünfköpfigen Hunderudels einer alten Dame. Inzwischen sind sie und Mary unzertrennlich und so geniessen die beiden gemeinsam ihren Lebensabend auf dem Hof.
Nun aber mehr zu den Papageien, die dem Hof den ursprünglichen Namen gaben: ein Besuch in den Papageien-Zimmern mit jeweils direktem Zugang zur eigenen Aussenvoliere ist ein besonderes Erlebnis für Vogelfreunde. Denn besonders die früher einzeln gehaltene Papageien demonstrieren gerne und lautstark ihr Sprach- und Imitationstalent und ihr Zutrauen zu den Menschen. Und so fliegt mir gleich im ersten Zimmer ein kleiner Grünpapagei auf die Schulter. Turi gurrt und flötet mir seinen Namen ins Ohr, spielt mit meinen Haaren und schleicht sich geradewegs in mein Herz. Er kam arg gerupft im Papageienhof an, hat aber inzwischen schon wieder ein hübsches Federkleid - ausser oben am Kopf, wo er die Federn noch in Tonsur trägt. Und so ertappe auch ich mich beim Gedanken, wie schön es wäre, einen süssen Papagei wie Turi zu halten.
Allerdings erhalten Papageien und Sittiche auf dem Hof einen Lebensplatz. Denn auch Vögel gelten als schwierig bis kaum vermittelbar. Einzig wenn bei einer Privathaltung einer von zwei Papageien sterben würde und alle anderen Haltungsbedingungen erfüllt wären, würde ausnahmsweise über eine Vermittlung nachgedacht.
Für mich bleibt der Traum also ein Traum. Die Gründe dafür sind allerdings auch einleuchtend:
1. Das Tierschutzgesetz schreibt vor, wie Papageien und Sittiche zu halten seien: nämlich ausschliesslich in Gesellschaft und dazu in einer adäquat grossen Voliere, die es den Vögeln erlaubt, zu fliegen. Da Papageien aus Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit stammen, benötigen sie Bademöglichkeiten oder müssen regelmässig besprüht werden. Auch das Heranschaffen neuer, frischer Äste und Beschäftigungsmöglichkeiten und eine sehr abwechslungsreiche Ernährung runden eine adäquate Papageienhaltung ab.
2. Papageien sind laute, lebhafte Gesellen. In einer Wohnung – selbst wenn ausreichend Platz für eine Innen- und Aussenvoliere gegeben wäre – ist Zoff mit den Nachbarn vorprogrammiert. Die Tonfrequenz von Sittichen ist im Gegenzug weniger problematisch.
3. Beim Besuch des Papageienhofs passierten wir die Voliere der Seniorvögel im Alter von 40 bis 50 Jahren. Da ich demnach selber ein „Senior-Vogel“ wäre, wäre die Anschaffung von Jungpapageien für mich bereits unmöglich. Denn bei einer Lebensspanne von 50 bis 60 Jahren würden sie mich wahrscheinlich um Jahre überleben und müssten im hohen Alter in ein neues Zuhause oder einen Gnadenhof umziehen….
Für Tierhalter fortgeschrittenen Alters – oder für Kinder von älteren Tierhaltern gilt deshalb: Rechnen Sie aus, wie alt Ihr Vogel oder das Haustier bei guter Haltung und Gesundheit werden wird und sorgen sie frühzeitig vor, dass das Tier sowohl finanziell als auch hinsichtlich eines Lebensplatzes im Alter versorgt ist.
Wie alle Tierheime verlangt auch der Papageien- und Büsihof für Abgabetiere eine Gebühr. Bei Tieren, die den Lebensabend im Heim verbringen sollen, ist es wünschenswert, wenn der Halter zusätzlich eine moderate jährliche Unterstützung leisten (für Papageien z.B. CHF 200 pro Jahr). Mit 4‘000 – 5‘000 Franken könnte für einen Papagei also ein Lebensplatz während rund 20 Jahren finanziert werden.
Der wunderschön gelegene Papageien- und Büsihof kann gegen eine kleine Eintrittsgebühr und Voranmeldung besucht werden. Nutzen Sie die Gelegenheit. Die Informationen, die Tanja Looser, ausgebildete Tierpflegerin, mir beim Rundgang gegeben hatte, waren äusserst interessant.
Da aber ein grosser Teil der tierischen Bewohner des Alters- und Pflegheims nicht weitervermittelt werden können, sind Tierpatenschaften, Geld- und Sachspenden sowie Legate sehr willkommen.
Alle Informationen dazu finden Sie unter www.papageienhof.ch.
Sie sind motiviert, gleich eine Spende zu machen? Finden Sie hier gleich die relevanten Kontodaten:
Raiffeisenbank Flawil-Degersheim-Mogelsberg-Oberuzwil
Konto-Nr: 90-440-6
IBAN Nummer: CH46 8132 5000 0031 5531 7
Papageienhof / Büsihof
Konto: Spenden für notleidende Tiere